Feldjäger des Tages: Bodo Ramelow
Erstellt von Redaktion am 15. Juli 2024
Von Felix Bartels für die Junge Welt
Martin Schutt/dpa
Im Auftrag des Friedens unterwegs
Bodo … Nein, nicht der rote. Anders als der neulinke Filou, den Degenhardt besang, hat der hier keine revoluzzende Vergangenheit, die er abstreifen musste. Von Anbeginn kenntlich als Sohn des Mittelstands – evangelische Erziehung, kaufmännische Ausbildung, bissel Gewerkschaft – kam Bodo Ramelow in den Neunzigern als Teil der westdeutschen Nomenklatura in den Osten, um dort freigewordene Stellen zu besetzen.
1994 gesellte er sich der PDS und heutigen Partei Die Linke zu,
stets an deren rechtem Rand bleibend. Seit 2014 ist er, mit 28 Tagen Unterbrechung, Ministerpräsident von Thüringen. Ein Reisender, der nie aufbrechen musste.
Es versteht sich, dass der Ministerpräsident auch in der Ukraine-Frage stabile Haltung wahrt. Sonder Zweifel reiht er sich ein in die Parade der transatlantischen Falken. Fordert Waffen zur Unterstützung eines Kriegs, der nicht zu gewinnen ist.
Entschlossen, diesen Krieg, den er nicht begonnen hat, wenigstens nicht enden zu lassen.
Ob er das Kalkül der NATO begreift, demnach eine möglichst lange Bindung der globalen Konkurrenz Russland (im Kampf um Ressourcen, Arbeitskräfte, Absatzmärkte, Distributionswege) in einen blutigen und Mittel verschleißenden Konflikt freie Hand in anderen Regionen schafft, bleibt unklar.
Gut möglich, dass er das alles auch aus Nächstenliebe tut.
Sein neuester Tanzschritt:
»256.000 junge Männer aus der Ukraine, im wehrfähigen Alter, leben derzeit in Deutschland.
Wie sollen wir uns als Behörden dazu verhalten?
Ich bin weiter für die Lieferung von Waffen, aber was ist mit Wehrpflicht und Soldaten?«
In die Welt gesetzt hat er die »sehr bedrückende Frage« auf X.
Ohne Hintergedanken natürlich. Man wird ja wohl noch fragen dürfen.
256.000 Menschen, die sich Besseres vorstellen können, als fürs Vaterland zu sterben?
Bodo in Sorge.
Quelle: https://www.jungewelt.de/artikel/479198.feldj%C3%A4ger-des-tages-bodo-ramelow.html
Aus: Ausgabe vom 11.07.2024, Seite 8 / Ansichten Porträt
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